Bereifung der Ducati 750 Sport

Die Ducati 750 Sport leitete 1988 nach einer längeren Durststrecke den bis heute andauernden Erfolg von Ducati ein. Damals war man überwiegend voller Lobes über das gelungene Fahrwerk. Allerdings gab und gibt es unterschiedliche Meinungen über die breite Bereifung auf 16"-Felgen (130/60-16 auf 3,75 x 16 und 160/60-16 auf 5,00 x 16 Felge). Außer dem wackeligen Fahrverhalten bei langsamer Fahrt hat man noch die Schwierigkeit mit der Beschaffung der Bereifung, denn diese Reifengrößen sind wirklich exotisch. Welche Möglichkeiten sind also aktuell noch für die Bereifung vorhanden?noch mit 16" Metzeler

Die Originalbereifung (Pirelli MP7) wird schon lange nicht mehr hergestellt, meiner Meinung nach war der Verschleiß dieser Reifen an den Flanken sowieso viel zu stark. Der ME 33 und der ME 1 von Metzeler, für die es ein auch eine Freigabe von Ducati gibt, wird ebenfalls nicht mehr hergestellt.

Es bleibt also nur noch der Michelin A59/M59 in der Originalgröße übrig. Diese Reifen werden laut Michelin Deutschland weiterhin produziert. Alle anderen Informationen über eine Einstellung der Produktion sind also nur ein Gerücht.

160/70 im Vergleich mit Autoreifen 155-13

Eine weitere Möglichkeit der 16"-Bereifung war die Verwendung von Metzeler Reifen der Dimension 130/70 VB16 ME33 und 160/70 VB16 ME1.
Diese Umrüstung konnte ich allerdings nur kurze Zeit fahren, da der 130/70 VB16 Anfang der 90-er Jahre von Metzeler aus dem Programm genommen wurde.

(Dieser Vergleich im Bild: Metzeler 160/70-16 mit 155-13 Autoreifen ist insofern interessant, da dieser 160er Reifen auf der originalen 5.00 Zoll - Felge tatsächlich knapp 180 mm breit wird. Daher ist trotz offensichtlich gleicher Grösse auch das Verlegen der Kette notwendig.)

Die nächste Möglichkeit war dann die Verwendung eines 120/80 VB16 ME33 CompK MBS Reifens zusammen mit dem 160/70 VB16 ME1 CompK MBS. Diese Reifen sind heute noch verfügbar. Allerdings habe ich an die Zeit mit dieser Bereifung keine so gute Erinnerungen. Wahrscheinlich in Verbindung mit schlechen Federelementen hatte ich einmal beim Beschleunigen auf schlechter Straße kräftiges Lenkerschlagen (bei ca. 80 km/h). Danach hatte ich kein Vertrauen mehr in das Motorrad und ließ es später dann umbauen (siehe unten).

Dank der Fireblade, ebenfalls mit 16" Felge vorn, gibt es heute eine Freigabe von Ducati für eine alternative 16"-Bereifung von Metzeler. Es kann vorn ein 130/70 ZR 16 TL MEZ1 F und hinten ein 150/80 ZR 16 TL MEZ2 verwendet werden. Dieser Reifen wird z.B. bei der Kawasaki GPZ1000RX verwendet.

Außerdem ist noch eine Umrüstung auf den Dunlop Sportmax möglich . Hier wird dann auch vorne der Reifen der Kawasaki GPZ1000RX in der Größe 120/80 ZR 16 TL aufgezogen.

Es sind also aktuell noch vier Bereifungsvarianten für die 750 Sport vorhanden. Die Freigaben müssen zurzeit noch bei Ducati Deutschland angefordert werden. Sie sollen demnächst auch auf der Webseite von Ducati Deutschland vorhanden sein.

Ansicht nach Umbau auf PVMnach Umbau PVM vorne

Ich habe mich allerdings dafür entschieden, die letzten beiden 16"-Varianten nicht auch noch zu testen und habe daher auf 17"-Felgen umgerüstet. Der Vorteil der 17"-Bereifung in 120/70-17 auf 3,5"-Felge und 180/55-17 auf 5,5"-Felge ist klar: die Auswahl an Reifenfabrikaten ist groß und an einen Produktionsstop ist nicht zu denken, da noch heute viele Modelle mit dieser Größe ausgerüstet werden. Allerdings ist dieser Umbau nicht ganz einfach und auch nicht sehr preiswert. Am einfachsten ist der Umbau mit PVM-Felgen, da hier ein Gutachten mitgeliefert wird. Wer gebrauchte Felgen einer 888 hat kommt natürlich günstiger davon. In PS 3/1993 ist solch ein Umbau zu sehen. Angeblich passen noch andere Felgen, hier hilft eventuell die Nachfrage beim freundlichen, und mit solchen Umbauten erfahrenen, Ducati-Händler weiter (z.B. DSM).
Alle anderen erforderlichen Anpassungen (siehe 1.-4.)  musste ich schon bei meiner Umrüstung auf die oben genannte 16"- Variante mit 120/80-16 und 160/70-16 machen:

1. Aufgrund des größeren Radumfangs muss der Tacho angepasst werden. Dies geschieht entweder mit einem Adapter, der die Drehzahl der Tachowelle entsprechend anpasst oder mit einer Änderung der Wegdrehzahl z.B. von W-1000 auf W-915 durch einen Tacho-Spezialisten. Einen digitalen Tacho von Moto Spezial könnte ich mir auch gut vorstellen, allerdings sind hierfür ca. 800 DM zu kalkulieren.

Schutzblech Typ Diopa RS mit einer gewölbten Aluplatte

2. Außerdem muss das vordere Schutzblech hochgelegt werden. Bei dem originalen Schutzblech müssen dazu entweder eine Menge Unterlagscheiben oder 4 kleine Rohre verwendet werden. Da das ganze aber ziemlich hässlich aussieht, habe ich ein Schutzblech Typ Diopa RS mit einer gewölbten Aluplatte verwendet. Dann sind nur noch je zwei Scheiben notwendig, die man an die Platte kleben kann, damit sie bei der Demontage nicht wegfallen und der Einbau leichter geht.

3. Damit die Ducati nun mit den großen Rädern nicht umfällt, muss auch der Seitenständer verlängert werden. Als erstes habe ich die Platte unten abgesägt. Dann formte ich die gewünschte Verlängerung aus Draht, damit das ganze am Auspuff vorbei passt, und brachte das dann zum Alu-Schweißer. Dann wurde die Duc mit dem angebauten, verlängerten Ständer auf eine ebene Unterlage gestellt, eine parallele Markierung angebracht, der Ständer wieder abgebaut und an der Markierung abgesägt, die Platte wieder angeschweißt, das ganze dann lackiert und wieder montiert - fertig.

PVM Adapter Hinterrad

4. Jetzt folgt noch die Änderung der Übersetzung und das Versetzen von Kettenrad und Ritzel nach außen , damit die Kette nicht schleift. Beim Kettenrad wird einfach ein 3 mm Alu-Ring mit den entsprechenden Bohrungen verwendet und unter das Ritzel (gekröpft mit zentralem Haltebolzen) legt man ebenfalls eine Scheibe. Die Kette läuft dann knapp am Reifen vorbei, was vom TÜV-Prüfer natürlich sehr genau begutachtet wird. Es sollten ca. 5 mm Abstand sein.

Um das Fahrwerk weiter zu optimieren, habe ich noch in White Power Gebelfedern und in ein Öhlins Federbein investiert.

Sicher, dieser Umbau ist aufwendig und man muss bei dem Aufwand schon ein bisschen verrückt sein. Aber man bekommt dafür ein wunderbares Fahrwerk , kein kippeliges Verhalten mehr in langsamen Kurven, kein Lenkerschlagen und gute Stabilität bei Höchstgeschwindigkeit. Und die super Optik mit dem 180-er Reifen und das fehlende Beschaffungsproblem sind ebenfalls ein gutes Argument für den Umbau.

Ciao  Kay